Der große Schlagabtausch der beiden OB-Kandidaten

Eins vorne weg, die Überschrift ist reißerischer, als es die Veranstaltung war. Aber der Reihe nach.

Pünktlich 19 Uhr eröffnete Carsten Riedel vom Gewerbeverbund Werdau e.V. die Veranstaltung und legte die Spielregeln fest.

Jeder Kandidat durfte innerhalb von ca. 10 Minuten seine Ziele vorstellen. Angefangen hat der amtierende OB Stefan Czarnecki.

Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung hat er seine Ziele: Kita- und Hortkapzitäten bedarfsgerecht und zukunftsfähig anpassen, Werdau als Bildungszentrum erhalten und stärken, weitere Brachen zurückbauen, Übernachtungskapazitäten schaffen und so den Tourismus für den Werdauer Wald und die Koberbachtalsperre erhöhen und Gewerbeflächen zwischen Steinpleis und Zwickau erschließen, sowie auf dem Gelände der jetzigen Straßenmeisterei einer Gewerbe- und Industrienutzung zuführen) vorgestellt.

OB-Kandidat Sören Kristensen hat natürlich auch die Chance genutzt und sich kurz persönlich vorgestellt, ehe er dann auf seine Ziele zu sprechen kam. Herr Kristensens Ziele sind die Ortschaftsräte und die Ortsvorsteher mehr einzubinden, Ausbau des Social-Media-Auftritts der Stadt, Erhalt des WEBALU, Verbesserung der Rahmenstrukturen für die Ansiedlung von Gewerbe und Handel, dabei möchte er die Fläche vor der Bahnlinie zwischen Feuerwehr und Koberbachcentrum in Langenhessen als Gewerbefläche nutzen und Investitionen so in den Haushalt einplanen, dass keine Nachträge erforderlich werden.

Das war die erste Runde und keiner der beiden Kandidaten konnte diese für sich entscheiden.

Weiter ging es in Runde 2. In dieser hat Herr Riedel eine Liste von Fragen von „Freie Presse“-Lesern im Gepäck und versuchte damit die beiden Kandidaten einzuheizen. Los ging es mit der Frage „Wie kann das Grau aus der Innenstadt verschwinden?“ Diese Frage bezog sich auf den vielen Leerstand und einige verfallende Gebäude. Hier herrschte weitgehend Einigkeit, dass wenn Hausbesitzer in den Häusern wohnen, in diese auch investieren. Es muss der Besitz von Häusern geklärt werden und ggf. sollte ein Besitzerwechsel unterstützt werden. Herr Czarnecki wies des Weiteren darauf hin, dass es ein Überangebot von Wohnraum gibt und dieses Überangebot abgebaut werden sollte.

Herr Kristensen wurde in einer anderen Frage gefragt „Was würden Sie gegenüber dem jetzigen OB ändern?“ Diese beantwortet er damit, dass er wieder Bürgernähe herstellen will und an Samstagen Sprechstunde anbieten will. Mit diesem Konzept hatte er als Ortsvorsteher gute Erfahrungen gemacht. Außerdem möchte er ein online Meldeportal einrichten, über das die Bürger ihr Anliegen mitteilen. Diese Anliegen sollen geprüft und an die jeweiligen Stellen weitergeleitet werden, sodass der Bürger nicht zum nächsten Zuständigkeitsbereich geschickt wird. Herr Czarnecki wendete bei den Bürgersprechstunden ein, dass er dies auch am Anfang seiner Amtszeit angeboten hat, aber nur wenige Leute dieses Angebot auch genutzt haben. Als Ersatz dafür bietet er aber Sprechstunden über Terminvereinbarungen an.

Aus dem Publikum kam dann kritische Nachfragen, wie viel uns das WEBALU pro Jahr kostet und wie die weiteren Pläne sind. Als erstes hat Herr Czarnecki die Fragen beantwortet. Das WEBALU muss mit ungefähr 1 Mio. € pro Jahr bezuschusst werden. Außerdem laufen 2020/2021 die Kredite aus. Würde man das Bad schließen, entstünden trotzdem noch Kosten, da die Abdeckung des Lehrplanes der Grundschulen nicht mehr gewehrleistet wäre und alle Schüler müssten mit dem Bus nach Zwickau zum Schwimmunterricht fahren. Die weiteren Folgen kann sich jeder denken.

Herr Czarnecki erzählte weiterhin, dass ein Betriebskonzept beauftragt wurde, dass ab 2021 greifen soll. Er sprach auch von Illusion, dass die Stadtwerke für die Zuschüsse aufkommen könnten und brachte eher ein Bürgerentscheid für den weiteren Betrieb ins Spiel. Herr Kristensen hatte bei dieser Frage einen ganz anderen Standpunkt. Für die 12 Mitarbeiter des WEBALU, welche mit solch einer Aussage eines Bürgerentscheids ihren Arbeitsplatz in Gefahr sehen, hat er kein Verständnis und ist für den Erhalt des WEBALU ohne Wenn und Aber. Vielmehr müssen die städtischen Gesellschaften fit gemacht werden, damit diese die Zuschüsse selber erwirtschaften können.

Die nächste Frage behandelte die Tuchfabrik. Hier würden laut Betreiber ihm nur Steine in den Weg gelegt werden und griff OB Czarnecki direkt an. Hierzu verteidigte sich der OB und sagte, dass er vom Stadtrat per Stadtratsbeschluss beauftragt wurde, wegen nicht genutzter Fördermittel und unzureichenden Konzepten eine Rückforderungsklage zu eröffnen. Herr Kristensen war dabei der gleichen Meinung wie Herr Czarnecki, dass ohne ein tragfähiges Konzept keine Fördermittel bereitgestellt werden können, verriet aber zugleich, dass eine Stiftung für die Tuchfabrik geschaffen wird, die als Investor auftreten soll und den weiteren Ausbau damit unterstützen soll.

Bei der Frage über den ÖPNV, waren sich beide Kandidaten wiederum einig, dass dieser noch Potential hat ausgebaut zu werden. Sören Kristensen kennt diese Problematik auch persönlich, da er viel mit dem Rad bzw. Bus und Bahn unterwegs ist und ab 18 Uhr kein Bus mehr Richtung Langenhessen fährt. Hierzu erzählte OB Czarnecki auch, dass die Buslinien Fraureuth-Werdau und Zwickau-Werdau mit der S-Bahn vertaktet werden und brachte eine Buslinie Gera-Werdau ins Spiel.

Die nächste Frage kam aus dem Publikum und drehte sich um den Rechtsextremismus in Werdau und wie dieser bekämpft werden kann. Die rechtsextremen Strukturen wurden Stefan Czarnecki erstmals 2014 voll bewusst, als es zu Anti-Asyl-Demos kam. Auch Sören Kristensen hat seine Erfahrungen mit dem Rechtsextremismus-Problem gemacht, als die NPD vor der Oberschule Leubnitz ihr braunes Gedankengut an die Schüler bringen wollte. Beide sprechen sich klar gegen Rechtsextremismus aus und sehen Aufklärung als effizienteste Gegenmaßnahme!

Des Weiteren drehte sich eine Frage um die Nutzung der alten Bahnlinie als Radweg im Werdauer Wald. Hier erklärte OB Czarnecki, dass es ein unterschriftsreifer Vertrag mit einer Firma gab, welche die Schienen abbauen wollte und die Nachnutzung anvisierte. Im letzten Augenblick grätschte der Freistaat Sachsen dazwischen und stellte die Schienen unter technisches Denkmal. Damit war der Vertrag passé, aber OB Czarnecki will sich weiter für eine Nutzung als Radweg einsetzen. Sören Kristensen hat sich über ein ähnliches Projekt in der Stadt Eibenstock informiert gehabt. Bei diesem Projekt gab es 90% Fördermittel, aber die Stadt musste trotzdem noch 1,5 Mio. € selber zahlen. Daher lehnt Herr Kristensen dieses Vorhaben aufgrund der Kosten ab.

Das war Runde 2. In unseren Augen gab es hier wieder nur ein unentschieden.

In Runde 3 sollten 3 Herausforderungen benannt werden, welche in den nächsten 5 Jahren umgesetzt werden sollten.

Den Anfang machte Stefan Czarnecki. Er benannte die Herausforderungen:

  • Arbeitsplätze schaffen und Struktur der Region stärken dazu will er einen Medizinstandort aufbauen
  • Belebung der Innenstadt
  • Interesse der Bürger für das Ehrenamt wecken und damit die Vereine stärken          

Sören Kristensens Herausforderungen sind:

  • Bürgernähe wiederherstellen
  • Transparenz des Stadtrats und der Ortschaftsräte sowie
    die Bürger an Entscheidungen beteiligen
  • Ansiedlung von Unternehmen und damit die Wirtschaft ausbauen

Unser Fazit:

In vielen Dingen haben die Kandidaten die gleiche Meinung, haben sich aber glücklicherweise andere Schwerpunkte gesetzt. Für einen wirklichen Schlagabtausch waren beide Kandidaten zu zahm, sodass keiner als Sieger aus dem Ring steigen konnte. Wer sich die gesamten Ziele der beiden Kandidaten anschauen will, sollte auf den Seiten https://www.soeren-kristensen.de/ und https://www.stefan-czarnecki.de/ vorbeischauen. Jeder sollte sich seine eigene Meinung bilden, aber am 26. Mai definitiv wählen gehen.

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Veröffentlicht am 09.05.2019